Dienstag, 27. August 2013

...einem Dunkelrestaurant



Traumhaftes Ambiente hat uns wunderbar eingestimmt auf einen unvergesslichen Abend. Eine wunderschöne Empfangslounge lädt zum entspannen ein und gibt einem ein sehr beruhigendes Gefühl. Was in diesem besonderen Restaurant auch sehr wichtig ist, denn was später meinen Gaumen verführen soll, wird mir nicht verraten.


Ein unglaublich übertrieben netter Kellner, bot uns sofort ein kleinen Aperitif an. Wir schauten uns ein bisschen um und freuten uns darauf, was uns jetzt erwartet. Der Kellner setzte sich zu uns und reichte uns die Speisekarte. Die wohl kleinste Speisekarte, die ich je gesehen habe, aber dafür hatte sie es in sich. Wir hatten die Wahl zwischen einem Fleisch-, Fisch-, vegetarisches - und Überraschungsmenü. Jedes Menü war zwar wunderschön umschrieben, aber was genau dahinter steckte, konnten wir nicht einmal erahnen.


Uns wurde erklärt, das unsere Kellnerin eine Sehbehinderte junge Frau namens Franziska sei, sie wird uns den ganzen Abend betreuen. Handy, Feuerzeug, Uhren mit Beleuchtung und alles was sonst noch Licht erzeugen könne, dürfe man im Essenssaal nicht verwenden. Das höchste Gebot absolute Dunkelheit.


Nachdem wir unser Menü gewählt haben – wir entschieden und Beide für das Überraschungsmenü – wurden wir gebeten unserer Bedienung zu folgen. Ich war unglaublich aufgeregt, weil ich noch immer nicht wusste was uns erwartet. Die Vorstellung nichts zu sehen, war mir bis zu dem Moment nicht klar. Wie oft stehen wir im scheinbar „dunklen“ und denken wir sehen nichts, dabei gibt es immer eine kleine Lichtquelle, die uns doch minimal Dinge erahnen lässt.


Die liebe Franziska forderte mich auf, meine Hand auf ihre Schulter zu legen, das Gleiche tat mein Freund bei mir. Verbunden mit ihr, führte sie uns in die tiefste Dunkelheit, ein Weg ins ungewisse! Bedenkenlos führte sie uns durch den schwarzen Raum, führen war noch nie so passend wie an diesem Abend. Der Weg war für sie so selbstverständlich,dass sie für uns ängstliche Neulinge fast zu schnell lief. An unserem Tisch angekommen, hörten viel Männer und Frauen, lachen, sprechen und schmatzen, aber gesehen haben wir nichts.


Da saßen wir nun, im dunklen und warteten auf unseren 1. Gang. Wir saßen uns Gegenüber, unsere Hände stets beieinander. Ich schaute mich um, aber ich konnte nichts sehen, nicht einmal irgendetwas erahnen, alles schwarz. Bis zum 1. Gang habe ich mich fast nicht bewegt. Ich hatte Angst in der Dunkelheit meinen Tisch zu verlieren, mich nicht mehr zurecht zu finden, ein unbeschreibliches Gefühl.


Nach wirklich kurzer Zeit kam unser 1.Gang. Nun waren meine Augen nicht gefragt, ich habe zwar versucht meinen Teller anzuschauen, dieser Versuch blieb hoffnungslos. Ich ertastete mein Besteck und ließ mich von meinem Geschmackssinn leiten. Nachdem ersten zögerlichen Bissen war ich sofort begeistert, die verschiedenen Dinge auf meinem Teller haben wunderbar harmoniert, es war eine gigantische Vorspeise. Alles was sich auf unseren Tellern befand, konnten wir zügig geschmacklich zuordnen.


Der 2.Gang war eine kleine Herausforderung, aber auch hier konnten wir sehr gut erraten, was da vor uns steht! Es war sehr amüsant, man dachte die Gabel wäre mit Köstlichkeiten bestückt, führte sie zum Mund, dieser blieb leider leer, denn auf der Gabel war zum wiederholten mal nichts drauf!


Nachdem 2. Gang fing ich an meine Umgebung zu ertasten, selbstverständlich immer eine Hand bei meinem Freund oder an unserem Tisch. Wir fingen an über den Raum zu philosophieren. Welche Farbe die Wände, Stühle, Tische hatten. Aus welchem Material der Boden und die einzelnen Möbel waren. Der Gedanke,dass hier eine Frau entlang spazierte und die einzelnen Tische im dunklen bediente war für uns unfassbar.


Den 3. Gang konnte ich riechen und leider war es nicht das was ich mir gewünscht hätte. Mein Freund hat genau dieses Menü in der Lounge noch vorhergesagt, aber gedacht hätte ich es nicht. Nachdem die ersten beiden Gänge so wundervoll waren, war ich beim Hauptgang einfach nur enttäuscht. Bei diesem Gang war die einzige Herausforderung, dass Fleisch von meinem Teller, auf den Teller meines Freundes zu befördern. Das Essen selbst war gut, aber leider nicht das, was ich erwartet hätte. Ich fühlte mich unterfordert. Und langsam wurde mir klar, dass ich mir das Ganze etwas anders vorgestellt hatte. Meine letzte Hoffnung...


...das Dessert. Leider war hier die einzige Herausforderung, dass öffnen des Glases, ansonsten war auch diese Speise eine Enttäuschung.


Ich weiß nicht was ich erwartet hatte, aber irgendwie war meine Vorstellung von diesem Abend anders. Ich dachte das uns verschiedene Lebensmittel erwarten, dessen Geschmack uns in die irre führen wird! Dinge die sich vielleicht unangenehm an fühlen, sich aber am Ende herausstellt, dass es nichts besonderes war, sondern ganz alltägliche Zutaten. Das Essen war sehr gut, aber für diesen Abend nicht passend.
Das Gefühl in der Dunkelheit zu sitzen und Dinge zu essen, die ich nicht identifizieren kann blieben leider aus.

Franziska führte uns auf die selbe Art nach draußen,wie sie uns hinein geführt hatte. Der Weg nach draußen, kam mir viel leichter vor, als der Weg hinein.


Ins Licht zurückgekehrt mussten sich unsere Augen erst einmal an das für uns Gewohnte gewöhnen. Nun sollten wir unserem Kellner mitteilen, was wir bei den einzelnen Gängen gegessen haben.Er stellte uns doch tatsächlich folgende Frage: „Seid ihr Köche?“ Ein großes Kompliment für uns! Wir sind vielleicht Lebensmittelbewusst oder gehören einfach nicht zu der Fertigtütenfraktion ;) Aber gelernte Köche sind wir nicht.


Der Kellner recht beeindruckt von uns Beiden brachte uns die Rechnung.Das Preis - Leistungsverhältnis hat für mich überhaupt nicht gepasst. Es waren sehr kleine Portionen, zudem keine teuren Lebensmittel,außer das verarbeitete Fleisch. Die ersten Beiden Gänge waren perfekt für diesen Abend, alles andere leider enttäuschend. Es fing sehr vielersprechend an, aber es wurde von Gang zu Gang immer schlechter. 90 € (für jeden ein Getränk dabei) für den gesamten Abend, ist für mich nicht gerechtfertigt.



Mein Fazit: Es war ein unvergesslicher Abend. Die Tatsache, dass wir in absoluter Dunkelheit saßen ist eine unglaubliche Erfahrung gewesen, aber für soviel Geld möchte ich beim nächsten Mal wieder meinen Freund, den Teller und alles drumherum sehen und genießen. 

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